Das Team von Auto-Service-Küpper GmbH. Bild: Küpper.

Das Team von Auto-Service-Küpper GmbH. Bild: Küpper.

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Ausbildung in der freien Werkstatt aus Unternehmersicht

Ein Interview mit Inhaber Timo Küpper von Auto-Service-Küpper GmbH


In einem spannenden Interview gibt uns Werkstattinhaber Timo Küpper von Auto-Service-Küpper GmbH einen tieferen Einblick in das Thema Ausbildung, speziell in die Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker, bei ihm im Betrieb. Freuen Sie sich auf interessanten Input aus der Perspektive eines Unternehmens.

WM: Timo, war für dich immer schon klar, dass du eines Tages den Familienbetrieb in Kreuzau übernehmen wirst?

Timo Küpper: Schon in jungen Jahren entstand bei mir die Idee, das Familienunternehmen eines Tages zu übernehmen. Als gelernter Kfz-Elektriker und Diplom Wirtschaftsingenieur reizen mich vor allem die breit gefächerten Aufgaben. Mir bereitet das Kerngeschäft nach wie vor Freude, hinzu kommt aber auch die Unternehmensführung und -gestaltung. 2002 bin ich dann schließlich in das Geschäft meines Vaters eingestiegen. Die Werkstatt haben wir dann etwa sechs Jahre gemeinsam geführt, wobei langjährige Erfahrungen weitergegeben und Prozesse zusammen weiterentwickelt werden konnten. Mittlerweile leite ich den Betrieb mit einem Team von 10 Mitarbeitenden, bestehend aus Gesellen, Meistern und Auszubildenden eigenverantwortlich.

WM: Heute wollen wir über das Thema Ausbildung sprechen. Was unterscheidet die Ausbildung in einer freien Werkstatt von der Vertragswerkstatt?

Timo Küpper: Häufig handelt es sich bei freien Werkstätten um Familienbetriebe, in die das eigene Herzblut der Inhaber fließt. Durch den Willen, Neuerungen und Veränderungen mitzugehen, werden die Auszubildenden meiner Meinung nach vor größere Herausforderungen gestellt und die Aufgaben gestalten sich oftmals interessanter und abwechslungsreicher. Ein freier Werkstattbetrieb kann die Lehrlinge ganz anders an die Arbeit heranführen und sie können schneller selbstständig arbeiten.

WM: Wie macht ihr auf freie Ausbildungsplätze in eurer Werkstatt aufmerksam?

Timo Küpper: Wir selbst sind gerade eher noch „oldschool“ unterwegs und platzieren unsere Suche gern bei langjährigen Mitarbeitenden oder unserer Kundschaft, mit denen wir ein vertrautes Verhältnis aufgebaut haben. Zusätzlich pflegen wir eine gute Partnerschaft mit der Bundesagentur für Arbeit, die unsere Stellenanzeigen sowohl auf der eigenen Seite als auch in diversen Börsen veröffentlicht. Aktuell gibt es zum Beispiel eine Initiative von der IHK und der Handwerkskammer, bei der Ausbildungsbotschafter in NRW gesucht werden. Das heißt, Lehrlinge aus Betrieben geben in Schulen Eindrücke aus der eigenen Ausbildung weiter. Da wir generell mit vielen Schulen im Umkreis Kooperationen pflegen und diverse Projekte an berufsbildenden Schulen unterstützen, indem wir beispielsweise Praktikumsplätze anbieten, nehmen wir an solchen Initiativen gerne teil. Generell ist es mittlerweile wichtig, offen für alles zu sein. Es ist unabdingbar, eine gute Website zu pflegen, die den Interessierten bereits erste Einblicke präsentiert. Deshalb sind wir gerade auch in Zusammenarbeit mit autoservice.com dabei, unsere Homepage und die Social Media Kanäle bestmöglich zu gestalten.

Einblicke in die Werkstatt von Auto-Service- Küpper GmbH. Bild: Küpper.

WM: Hast du im Zeitraum von der Übernahme bis heute eine Veränderung am Markt bezüglich der Mitarbeiterfindung bemerkt?

Timo Küpper: Die Welt ist viel schnelllebiger und konsumorientierter geworden. Vor 20 Jahren war man glücklich und zufrieden, wenn man eine sichere Arbeitsstelle bei einem soliden Arbeitgeber und entsprechendem Gehalt hatte. Eine 4-Tage Woche oder eine gute Work-Life-Balance wurden nicht thematisiert. Heute sind die Arbeitnehmer mehr auf sich selbst und ihr Privatleben bedacht. Hierbei entsteht für die Inhaber die Herausforderung, alle Anforderungen der Mitarbeitenden optimal zu bedienen, ohne dabei die eigenen Werte zu vergessen.

WM: Was würdest du jemandem raten, der gerade überlegt, die Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker anzufangen?

Timo Küpper: Ich sehe es als absolut sinnvoll an, eine handwerkliche Ausbildung anzugehen, da gute Handwerker überall gesucht und benötigt werden, was sich auch am Gehalt bemerkbar machen kann. Beim Kfz-Mechatroniker sprechen wir von einem Beruf, der Bestand hat, zukunftsorientiert ist und zusätzlich im Privatleben sehr hilfreich ist. Wir werden immer auf Fahrzeuge und deren Reparatur angewiesen sein.

WM: Welche Eigenschaften sollte ein Azubi zum Kfz-Mechatroniker mitbringen?

Timo Küpper: Das Allerwichtigste ist die Freude an der Arbeit. Spaß und Freude an der Arbeit ist die beste Grundvoraussetzung. Bei großem Interesse hat man automatisch den Anspruch an sich selbst, immer besser zu werden und das Lernen fällt einem dabei nicht mal schwer. Außerdem sollte man sich für vielseitige Aufgaben und Abwechslung begeistern, da in diesem Beruf sehr viele Fertigkeiten erlernt werden.

WM: Wie bildet man Auszubildende deiner Meinung nach bestens aus?

Premiumöle und Additive von masteroil im Sortiment. Bild: Küpper.

Timo Küpper: Zum einen gibt es feste Ausbildungsrahmenpläne, die vorgeben, welche Inhalte zu welchem Zeitpunkt schulisch, betrieblich und überbetrieblich vermittelt werden müssen. Darüber hinaus ist es mir sehr wichtig, Vertrauen, Offenheit und Ehrlichkeit zu schaffen. Ich möchte, dass meine Auszubildenden wissen, dass ich für sie jederzeit ansprechbar bin, egal ob es sich um berufliche oder private Angelegenheiten handelt. Als Chef versuche ich souverän aufzutreten, allerdings nicht von oben herab zu handeln. Außerdem ist es mein Ziel, die Eigenverantwortung der Auszubildenden zu stärken und die hohe Bedeutung qualitativer Arbeit aufzuzeigen.

WM: Was hältst du von der aktuellen Struktur der Ausbildung seitens IHK und der Schulen?

Timo Küpper: Die Ausbildung ist sehr umfangreich und anspruchsvoll und die Herausforderungen für die Auszubildenden sind enorm gewachsen. Neben den zu erlernenden Grundkenntnissen gibt es immer weitere und extremere Neuerungen, die teilweise sogar in den IT-Bereich reichen. Grundsätzlich sehe ich die 3,5 Jahre als gelungen organisiert an, um nach der Ausbildung nahezu selbstständig arbeiten zu können.

WM: Was ist bei euch anders als in anderen Betrieben?

Timo Küpper: Ich möchte den Bewerbern nicht alles vorlegen oder aufbinden. Also versuchen wir bereits im Vorstellungsgespräch herauszufinden, was die Mitarbeitenden sich wünschen, indem sie uns ihre „Traumstelle“ beschreiben. Das ist für viele zunächst schwer, da sie es gewohnt sind, gelenkt und geleitet zu werden. Wenn die Bewerber uns ihre Konditionen genannt haben, schauen wir, was sich davon umsetzen lässt. Die Vorgehensweise wird sehr wertgeschätzt und ermöglicht einen motivierenden Start in die gemeinsame Arbeit.

Die richtige Außenwirkung mit AUTOFIT. Bild: Küpper.

WM: Was tut ihr für ein gutes Betriebsklima?

Timo Küpper: Mir ist es wichtig, den Mitarbeitenden auch etwas über die klassische Weihnachtsfeier hinaus zu bieten. In unserer Werkstatt gibt es beispielsweise einen Golfsimulator oder ein kleines Fitnessstudio, in dem zwei Mal die Woche für eine halbe Stunde während der Arbeitszeit oder in der Mittagspause trainiert werden kann. Dieses Jahr steht zudem noch ein gemeinsamer Messebesuch auf der WM Werkstattmesse in Stuttgart an. Nach einer gelungenen Woche sitzen wir natürlich auch gerne mal mit Pizza und Bier zusammen. Bei alledem ist allerdings darauf zu achten, dass es ein Firmenevent bleibt und das Verhältnis entspannt und frei aber nicht zu locker wird, um ein professionelles Verhältnis zu wahren.

WM: Bietet ihr noch weitere Benefits an?

Timo Küpper: Wie kann ich mein Unternehmen interessanter gestalten als andere und wie schaffe ich es, alle Altersklassen gleichermaßen anzusprechen? Zwei Fragen, die ich mir häufig stelle. Klar ist, dass heutzutage nahezu alle viel Geld und gleichzeitig viel Freizeit möchten. Wir haben uns für Arbeitszeitmodelle entschieden, mit denen sich unsere Mitarbeitenden im Grunde eine kleine Selbstständigkeit unter dem Schirm des Arbeitgebers schaffen können. Das Tagesziel besteht dabei aus vier produktiven Arbeitsstunden, die wie ein Acht-Stunden Job vergütet werden. Hat der Mitarbeiter seine vier produktiven Stunden geleistet, kann danach selbst entschieden werden, ob zusätzliche Stunden geleistet werden oder die Arbeit für diesen Tag beendet wird. Jede weitere Stunde wird dabei progressiv höher vergütet. Wir sind sehr zufrieden mit diesem Modell. Es ist ein toller Anreiz für all unsere Festangestellten und Auszubildenden nach bestandener Gesellenprüfung unserem Betrieb treu zu bleiben. Was sowohl für Auszubildende als auch für Festangestellte gilt, ist das Angebot einer eigenen Werkzeugkiste zu besonderen Konditionen. Diese wird monatlich anteilig zurückgezahlt und ist nach der Hälfte der Rückzahlung bereits komplett Mitarbeitereigentum. Der Besitz einer eigenen Werkzeugkiste sorgt für mehr Motivation und Wertschätzung.

Die Ausbildung zur Kfz- Mechatronikerin bei Autoservice Hodenhagen GmbH & Co. KG. Rückblickend war diese Entscheidung vollkommen richtig, denn jetzt kann ich mit Stolz sagen „Ich habe meinen Job gefunden!“.

Beitrag: Lynn-Sara Momann

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