Moderne Spiegelsysteme und optional nachrüstbare Abbiegeassistenten erhöhen die Verkehrssicherheit. Bild: MAN

Moderne Spiegelsysteme und optional nachrüstbare Abbiegeassistenten erhöhen die Verkehrssicherheit. Bild: MAN

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Der Blick nach vorne und zurück: Spiegelsysteme für Nutzfahrzeuge

Rückspiegel für moderne Nutzfahrzeuge sind längt mehr als bloße Sehhilfen. Es existieren unzählige Ausführungen sowie modernste Kamera-Systeme. Wir liefern einen Überblick!

Bis in die neunziger Jahre hinein bot sich an Autobahnraststätten ein immer gleiches Bild: Lkw-Fahrer(innen) beugten sich, ja kletterten fast über das offene Seitenfenster aus dem Führerhaus, die rechte Hand gerade noch am Lenkrad, die linke irgendwie am Außenspiegel, um ihn zu justieren. Dieser Vorgang wiederholte sich mehrmals, bis die korrekte Einstellung gefunden war. Die Justage des rechten Spiegels war ungleich mühsamer. Diese Zeiten sind vorbei. Moderne Rückspiegel sind tendenziell nicht nur deutlich größer, sie sind auch elektrisch einstellbar und beheizt. Zusätzlich verfügen sie meist über eine Memory-Funktion. Die Spiegel selbst sind nicht mehr flach, sondern kommen mit komplexen Geometrien daher, um eine bestmögliche Sicht zu ermöglichen. Zum Vergleich: War früher ein klassischer Rückspiegel 190x130mm groß gilt heute ein Maß von 943x383mm (inklusive Weitwinkelspiegel) als Standard.

Standardspiegel

Grundsätzlich gliedert man bei Lastkraftwagen die vom Gesetzgeber geforderten Spiegelsysteme in einzelne Klassen beziehungsweise Sichtfelder, die in der EU-Norm ECE-R46/04 definiert sind. So steht die Klasse II für die beiden Hauptrückspiegel, die Klasse IV für die beiden Weitwinkelspiegel, die Klasse V für den rechtsseitigen Rampenspiegel (auch Nahbereich-/Anfahrspiegel genannt) sowie die Klasse VI für den Frontspiegel. Der Frontspiegel ergänzt das System und ermöglichen den Blick auf den unmittelbaren Bereich vor dem Fahrzeug. Die Sichtfelder geben die Mindestanforderungen an, der Anbau von weiteren Hilfsspiegeln ist optional möglich.  

 

Für neu zugelassene Fahrzeuge sind gemäß Richtlinie 2003/97/EG seit dem 26.1.2007 Weitwinkelspiegel sowie der Rampenspiegel, inklusive neuer Wölbungsradien von 300 mm, Pflicht. Zusätzlich wurde der sogenannte Frontspiegel verpflichtend eingeführt. Bei älteren Fahrzeugen sah die Richtlinie 2007/38 EG vor, dass sie bis spätestens 31.3.2009 nachgerüstet sein müssen. Seitdem hat sich sehr viel in Punkto Aufhängung, Aerodynamik, Wölbungsgrad, Beschichtung und Reflexion getan. Um nicht die komplette Spiegeleinheit inklusive Träger auszutauschen war der Ersatz der reinen Glaseinheiten möglich, wie es auch heute bei einer Beschädigungen gang und gäbe ist.

Einstellungssache

Lkw werden oftmals von verschiedenen Fahrern(innen) genutzt, wenngleich sich Spiegel nach der Reinigung beziehungsweise aufgrund von mechanischen Unzulänglichkeiten an der Spiegelaufhängung mit der Zeit auch selbst verstellen können. Zudem kann sich bereits eine geänderte Sitzposition auf die korrekte Spiegeleinstellung auswirken. Die regelmäßige Kontrolle ist demnach unerlässlich. Eine Orientierungshilfe zur Einstellung von Spiegelsystemen für Lkw liefert beispielsweise die Sachverständigen-Organisation DEKRA auf ihren Internetseiten.

Ersatzspiegel/Komponenten

Im Falle eines Unfalls beziehungsweise eines Defekts muss der jeweilige Spiegel umgehend ausgetauscht werden – das Angebot an Ersatzteilen ist entsprechend groß. Dabei muss der Spiegel inklusive Anbauteilen den serienmäßigen Anforderungen des Herstellers entsprechen. „Wir decken als OE-Zulieferer auch im Aftermarket derzeit rund 70-75 Prozent des Volumens ab. Je nach Hersteller liefern wir Komplettsysteme oder Einzelkomponenten wie zum Beispiel Glaseinheiten“, so Guenther Engel, Vertriebsleiter beim Spiegel-Experten Mekra Lang im mittelfränkischen Ergersheim. Das umfangreiche Programm an Nkw-Spiegeln der WM SE finden Sie im Übrigen im aktuellen Katalog ‚Spiegel Nkw/Bus‘.

Kamerasysteme

Gemäß Ergänzung 2 der ECE R46/04 dürfen seit Juni 2016 alle Spiegelsysteme an Lkws durch Kamera- und Monitorsysteme ersetzt werden. Moderne Lastkraftwagen kommen bereits serienmäßig oder zumindest optional mit sogenannten ‚Spiegelersatzsystemen‘ daher. So liefert beispielsweise Mercedes den neuen Actros mit einem kompletten Kamerasystem aus. Die Vorteile der sogenannten Mirror-Cam sind ein reduzierter Verbrauch durch eine verbesserte Aerodynamik sowie mehr Verkehrssicherheit durch eine bessere Sicht. Ein Abbiege-Assistent unterstützt den Fahrer, die Technik macht auf stehende- oder sich bewegende Objekte und Personen im Überwachungsbereich rechts vom Lkw aufmerksam.

Die Displays der MirrorCam sind auch für Brillenträger gut ablesbar, der Blick muss durch die Positionierung innen an den A-Säulen nicht mehr so weit nach links und rechts schweifen. Bild: Daimler AG

Bei MAN unterstützt ein Kamera-Monitor-System den Fahrer, in Ergänzung zu den Rück- und Rampenspiegeln den Bereich neben dem Fahrzeug zu erfassen. So erkennt er, ob sich Gegenstände oder beispielsweise ein Radfahrer direkt neben seiner Kabine befinden. Beim Rangieren fallen Hindernisse wie Poller, Mauern oder geparkte Fahrzeuge besser auf. Das System aktiviert sich automatisch, wenn der Blinker rechts gesetzt wird. Bei Bedarf kann der Fahrer das System auch manuell zuschalten.

Eine Nachrüstung eines Kamerasystems oder eines Abbiegeassistenten ist grundsätzlich bei jedem Lkw möglich. Nachrüstlösungen liefert beispielsweise auch Mekra Lang. „Wir haben beispielsweise mit dem Abbiegeassistenten ASS ein radargestütztes System inklusive Incab-Display im Programm. Es lohnt sich quasi schon jetzt in zusätzliche Sicherheit zu investieren. Die Nachrüstung wird im Übrigen mit dem ‚De-minimis-Programm‘ des Bundesamts für Güterverkehr (BAG) oder über das Förderprogramm ‚Abbiegeassistenzsysteme‘ vom BMVI gefördert“, erklärt Anke Perz, Account-Managerin bei Mekra Lang.

Nachrüstbare Seitenkamera-Systeme inklusive Monitor liefern zusätzlich Sicherheit. Bild: Mekra Lang
Zum Katalog Spiegel Nkw/ Bus »

Beitrag: Georg Blenk

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