Bild: Georg Blenk / Krafthand Medien

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HOCHSPANNEND: WER DARF WAS BEI HOCHVOLTFAHRZEUGEN?

Wer an Hybrid- oder Elektrofahrzeuge Hand anlegt benötigt eine Zusatzqualifikation – soweit so gut. Doch die Frage, wer tatsächlich welche Arbeiten am Fahrzeug durchführen darf, führt immer wieder zu Irritationen. Nachfolgend klären wir, was die Qualifikationsstufen 1-3 tatsächlich bedeuten.

Die Anzahl von Hybrid- und Elektrofahrzeugen nimmt zu und somit auch die Anzahl der Fahrzeuge in den Kfz-Betrieben. Wer gewerblich an entsprechenden Fahrzeugen Service- und Wartungsarbeiten durchführen möchte, benötigt eine entsprechende Zusatzqualifikation. Es existieren drei Qualifikationsstufen, die der Richtlinie der Berufsgenossenschaft BGI 8686, zu entnehmen sind. Es gilt grundsätzlich: Kein Kfz-Mechatroniker oder Mechatroniker-Meister darf an Hochvoltfahrzeugen arbeiten, wenn er nicht geschult wurde. Nicht einmal ein Räderwechsel ist zulässig! Es stellt sich die Kernfrage: Wer darf mit welcher Qualifizierungsstufe welche Arbeiten durchführen?

Möchte ein Kfz-Profi an einem Hochvoltfahrzeug Hand anlegen, bedarf es mindestens einer Unterweisung (Q1). Bei Arbeiten am spannungsfrei-geschalteten System (!) ist die Qualifizierungsstufe 2 notwendig. Bild: Georg Blenk / Krafthand Medien

Stufe 1: Nicht elektrotechnische Arbeiten

Wer über die Qualifikationsstufe 1 verfügt, man spricht in diesem Zusammenhang auch von einer elektrotechnisch unterwiesenen Person (EuP), darf sich in keinem Fall an einer Hochvolt-Anlage zu schaffen machen! Eine EuP darf jedoch sämtliche Service- und Reparaturarbeiten an Hybrid- und Elektrofahrzeugen vornehmen, die nichts mit der HV-Anlage zu tun haben. Also beispielsweise den klassischen Räderwechsel. Interpretiert man die BGI entsprechend, so darf eine EuP aber zumindest behilflich sein, geht es darum, eine HV-Komponente aus einem spannungsfrei geschalteten (!) HV-System zu demontieren. Es muss jedoch eine Elektrofachkraft nach Qualifizierungsstufe 2 verantwortlich zugegen sein.

Die Unterweisung nach Qualifizierungsstufe 1 kann ein Kfz-Betrieb auch intern vornehmen. Berechtigt dazu ist eine Elektrofachkraft, die die angehende EuP in zwei bis vier Unterrichtseinheiten (zu je 45 min) über elektrotechnische Gefahren in Verbindung mit der HV-Anlage aufklärt. Wichtige Bestandteile der Unterweisung sind, was im Detail erlaubt ist und was nicht. Weitere Informationen über den Inhalt der Unterweisung finden sich in der BGI 8686.

Stufe 2: Elektrotechnische Arbeiten

„Elektrotechnische Arbeiten sind Arbeiten an oder mit elektrischen Anlagen oder in deren Gefährdungsbereich, zum Beispiel Erproben und Messen, Instandsetzen, Auswechseln, Ändern, Erweitern, Errichten und Prüfen“, so die Berufsgenossenschaft. Die Qualifizierungsstufe 2 zur Fachkraft für das Arbeiten an HV-eigensicheren Anlagen, kann bei der WM SE erworben werden. Kfz-Profis mit Q2 dürfen direkt und im spannungsfreien Zustand an der HV-Anlage arbeiten. Um ein HV-System zu deaktivieren (Service-Disconnect), muss es freigeschalten und als Spannungsfrei geprüft werden. Das Fahrzeug selbst ist zu kennzeichnen. Ist dies erfolgt, kann die Fachkraft nach Q2 beispielsweise Komponenten wie den oft ins Hochvoltsystem gekoppelten Klimakompressor erneuern oder die Leistungselektronik aus- und einbauen.

 

Stufe 3: Elektrotechnische Arbeiten unter Spannung

Die Qualifikationsstufe 3 baut auf Q2 auf. Sie berechtigt dazu, elektrotechnische Arbeiten auch unter Spannung vorzunehmen. Inhaber dieser Stufe dürfen am HV-System arbeiten, auch wenn dieses voll unter Strom steht. Derzeit benötigen diese Qualifikation in erster Linie Monteure in der Automobilindustrie, die in Versuchsabteilungen tätig sind. Fahrzeughersteller wie Mitsubishi oder BMW sehen jedoch bereits vor, dass bei Batterieproblemen auch einzelne Module des HV-Akkus in Stützpunktbetrieben erneuert werden. Weil sich eine Batterie per-se nicht spannungsfreischalten lässt, muss also unter Spannung gearbeitet werden.

Realistisch gesehen ist Q3 jedoch auch mittelfristig nur notwendig, wenn man sich tatsächlich auf Arbeiten derart spezialisiert hat. Beispiele wären die unfall- oder verschleißbedingte Batteriereparatur oder eine komplexe Fehlersuche am HV-System, die nur unter Spannung zum Erfolg führt.

Alle drei Qualifizierungsstufen werden im Schulungsprogramm 2019 der WM SE mit den Marken WM- und Trost-Fahrzeugteile angeboten!

Beitrag: Georg Blenk, Krafthand Medien

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