Der E-Antrieb ergänzt die Antriebsarten und bietet zusätzliche Chancen für Werkstattbetriebe. Bild: Georg Blenk, Krafthand Medien

Der E-Antrieb ergänzt die Antriebsarten und bietet zusätzliche Chancen für Werkstattbetriebe. Bild: Georg Blenk, Krafthand Medien

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Mehr Spannung fürs Werkstattgeschäft

Die Zulassungszahlen von Hybrid- und Elektrofahrzeugen steigen, die Spannung wächst. Doch sie können der Elektromobilität positiv entgegensehen.

Es ist schon viel über den batterieelektrischen Antrieb, die Vor- und Nachteile, geschrieben worden. E-Auto versus Verbrenner, das Thema spaltet, führt zu hitzigen Diskussionen. Tatsächlich ist es hochkomplex, unzählige Faktoren spielen eine Rolle, es gibt kein schwarz/weiß, kein Gut und Böse. Im Ergebnis sollte man sich technischen Entwicklungen nicht verschließen.

Beispiel urbane Mobilität: In den Ballungszentren, den Großstädten, macht Elektromobilität am meisten Sinn. Kurze Wege, emissionsfreies Fahren, kleine, bezahlbare Fahrzeuge. Anders verhält es sich in ländlichen Regionen, sicher auch was private Reisen mit der Familie, Geschäfts- beziehungsweise Urlaubsfahrten angeht. Hier zählen nach wie vor Reichweite, Unabhängigkeit. Verbrenner versus E-Auto – es ist eine Frage der Infrastruktur, der Kosten und ja, natürlich auch der Emotionen.

Der Wandel als Chance

Unser Mobilitätsverhalten wandelt sich. Neben den technologischen Entwicklungen prägen vor allem Bewusstseinsveränderungen in Hinblick auf Umwelt- und Nachhaltigkeitshemen die Mobilität von Morgen. Der Klimawandel ist eine der bedeutendsten Herausforderungen jetzt und in Zukunft. Doch was die dringend notwendige Dynamik in der Entwicklung neuer, batterieelektrischer Kraftfahrzeuge ausgelöst hat, verunsichert, verängstigt, auch gestandene Werkstattprofis. Doch dazu gibt es keinen Grund. Noch nie hat es so viele technische Neuerungen gegebenen wie in den letzten einhundert Jahren. 1921 gehörte die Pferdekutsche noch zum Straßenbild! Das heißt aber nicht, dass wir uns von heute auf Morgen vom Verbrennungsmotor verabschieden. Wir gewinnen lediglich eine neue Antriebsart hinzu. Nicht zuletzt bilden unterschiedliche Hybridlösungen eine zukunftsträchtige Brückentechnologie. Wenn man so will eröffnen sich zwei neue Geschäftsfelder. Das klingt doch spannend?

Die Zahlen

Die Verkaufszahlen von Fahrzeugen mit Hybrid- und Elektroantrieb in Deutschland haben sich rasant entwickelt. Im März 2021 wurden laut KBA 30.101 Elektro-Pkw neu zugelassen. Das bedeutet eine Steigerung von +191,4 Prozent gegenüber dem März 2020 sowie einen Anteil von 10,3 Prozent an den Gesamtzulassungen. Hinzu kamen 81.220 Hybrid-Fahrzeuge (+182,7 Prozent, Anteil 27,8 Prozent), darunter 35.580 Plug-in-Hybride. Im Jahr 2020 waren dem KBA zufolge 6,7 Prozent der neu zugelassenen Fahrzeuge reine E-Autos, 6,9 Prozent waren Plug-in-Hybride, der Rest mit 82,4 Prozent, Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor. 13,6 Prozent der neu zugelassenen Fahrzeuge waren also mit einem Hochvoltsystem ausgestattet. Das klingt erstmal hoch, betrachtet man jedoch die Besitzumschreibungen so relativieren sich die Zahlen. Von über sieben Millionen Fahrzeuge, die in Deutschland den Besitzer gewechselt haben, waren nur 0,3 Prozent batterieelektrisch angetrieben, 0,3 Prozent der Gebrauchtfahrzeuge verfügten über einen Plug-in-Hybrid-Antrieb. „Das Interesse an Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor ist nach wie vor hoch, der Verbrenner bleibt begehrt“, so ist es im DAT-Report 2021 zu lesen.

Perspektivisch wird sich ein Antriebsmix durchsetzen. Der Verbrennungsmotor wird seine Dominanz zwar einbüßen, jedoch noch lange nicht verschwinden. Nach einem Szenario der Schaeffler AG (Quelle: Mobilität der Zukunft, Hrsg. Wolfgang Siebenpfeiffer, SpringerVieweg, 2021, Seite 13) werden im Jahre 2030 30 Prozent der weltweit hergestellten Fahrzeuge reine E-Fahrzeuge sein, weitere 40 Prozent mit Hybrid-Antrieb und 30 Prozent mit Verbrennungsmotor ausgeliefert werden. Dabei spielt der asiatische Raum, insbesondere China die größte Rolle.

Technik benötigt Service

Die Wartung, der Service und die Reparatur moderner Kraftfahrzeuge ist heute mehr denn je eine Aufgabe für ausgewiesene Experten. Die (Antriebs-) Technik wird immer komplexer, immer mehr Assistenzsysteme halten Einzug, die Digitalisierung schreitet voran, das vernetzte Fahrzeug ist im Kommen. Der Informationsbedarf steigt!  Einfach mal was selber machen? Diese Zeiten gehen dem Ende zu. Der Anteil an ‚Do-it-Yourselfern‘ (DYI) was die Durchführung von Werkstattarbeiten angeht, von derzeit neun Prozent (DAT-Report 2021), dürfte in Zukunft noch weiter sinken. Dem Laien fehlt schlicht das tiefgreifende Fachwissen, das entsprechende Equipment, ganz zu schweigen von der Erfahrung mit entsprechenden Hochvoltsystemen. Ein professioneller Kfz-Service wird in Zukunft mehr denn je gefragt sein, eben wenn es um Hybrid- und Elektrofahrzeuge geht.

Bei E-Fahrzeugen ist zusätzliches Expertenwissen gefragt. Bild: Torsten Schmidt, Krafthand Medien
Arbeitsumfänge

Vor dem Hintergrund des anhaltenden Wunsches nach individueller Mobilität und der nach wie vor hohen Akzeptanz des Verbrennungsmotors werden auch zukünftig klassische Service- und Wartungsarbeiten am Antriebsstrang bei Verbrennern zum Werkstattgeschäft gehören. Der Ersatz von Verschleißteilen wie Bremsbelägen, Kupplungen, Lagern oder Reifen, unabhängig von der Antriebsart, gehört auch in Zukunft zum Standardprogramm. Natürlich fällt bei batterieelektrischen Autos das Motoröl weg, womöglich ist der Bremsenverschleiß aufgrund der Rekuperation (etwas) geringer. Wobei es hier tatsächlich stark auf das individuelle Fahrverhalten sowie die Stärke der Bremsbeläge, die aus Gewichtsgründen per-se dünner dimensioniert sind, ankommt. Hinzu kommt jedoch die Wartung neuer Baugruppen bei Hybrid- und Elektrofahrzeugen, wie der Leistungselektronik, des Thermomanagement-Systems oder der Batterieeinheit. Auch das Reifengeschäft sollte in Zukunft lukrativ bleiben. E-Fahrzeuge sind mit hohem Antriebs- und Verzögerungsmomenten unterwegs, was tendenziell den Reifen-Verschleiß erhöht. Auch die Unfallinstandsetzung bleibt unbenommen das Geschäft von Kfz-Profis, unabhängig von der Antriebsart, wobei der Trend hin zum Austausch von Gesamtkomponenten geht.

Neue, spannende Perspektiven

Die Elektromobilität, neue Mobilitätskonzepte sowie autonomes und vernetztes Fahren werden sich auf alle Marktteilnehmer auswirken. „Neuentwicklungen kommen im Aftermarket jedoch stets mit einem gewissen Zeitversatz an. Trotzdem ist es unglaublich wichtig, dass Werkstätten technische Kompetenz aufbauen“, so Marco Neubold, Leiter der Domain Service bei ZF-Aftermarket im ‚ZF-Experttalk‘. Der Umsatz im Werkstattgeschäft wird sich laut ZDK auf längere Sicht verlagern. Mit der E-Mobilität werden andere Umsätze gemacht als mit Verbrennern. Dabei spielt die Weiterbildung eine zentrale Rolle und trägt entscheidend zur Zukunftssicherung bei. Hinzu kommen nötige Investitionen in Hard- und Software, etwa für den freien Zugang zu Fahrzeug-Daten und -Informationen sowie in entsprechende Werkstattausrüstung und Spezialwerkzeuge.  

"Die E-Mobilität und die damit verbundene digitale Vernetzung aller Fahrzeuge, werden zukünftig das Werkstattgeschäft bestimmen. Die Betriebe werden zu digitalen Dienstleistern, die ihren Kunden auch jede Art von Software-Updates und Vernetzung in Fahrzeugen anbieten“, so Stefan Vorbeck, Sprecher der Freien Werkstattbetriebe im ZDK. Im Ergebnis eröffnet die Hybrid- und Elektromobilität neue, spannende Geschäftsfelder. Die Räder drehen sich auf jeden Fall weiter!

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Beitrag: Georg Blenk, Krafthand-Medien

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