Mit dem schonenden Einsatz von entsprechenden Produkten gelingt eine nachhaltige Innenraumaufbereitung. Georg Blenk, Krafthand Medien

Mit dem schonenden Einsatz von entsprechenden Produkten gelingt eine nachhaltige Innenraumaufbereitung. Georg Blenk, Krafthand Medien

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Oldtimer-Spezial: Schönheit kommt von Innen

Neben der Pflege des Fahrzeuglacks gilt dem Innenraum von Oldtimern ein besonderes Augenmerk. Egal ob Ledersitze, Cockpitverkleidung oder Teppiche. Wir zeigen wie eine professionelle Innenraumaufbereitung gelingt.

An Oldtimern nagt der Zahn der Zeit. Dies gilt natürlich auch für die Innenausstattung. Je nach Fahrzeugalter und Zustand treten unterschiedliche Verschleiß-Erscheinungen zutage. Tendierte man noch vor einigen Jahren dazu, Sitzbezüge oder Verkleidungen schlicht zu erneuern, möchte man heute möglichst den Originalzustand erhalten. Dies gilt für den Fahrzeuglack, aber auch längst für den Fahrzeuginnenbereich. Die Pflege der Oberflächen spielt also eine zentrale Rolle.  

Lederpflege

Ledersitze oder eine mit Leder verkleidete Armaturentafel zeugen von Eleganz und Wertigkeit. Doch leider altert Leder im Laufe der Zeit, bleicht aus, wird spröde und rissig, Schmutz dringt ein und ist schwer zu entfernen. Um das Leder zu reinigen, geschmeidig zu machen, aufzufrischen und zu versiegeln gibt es zahlreiche Helferlein auf dem Markt. Besonders geeignet sind Produkte auf Jojoba-Öl-Basis. Es sättigt, sprödes, ausgezehrtes Leder und macht es wieder weich, geschmeidig, widerstandsfähig und elastisch ohne einen fettigen Film zu hinterlassen. Bienen- oder Carnauba-Wachs sorgt für frischen Glanz und tiefen, nachhaltigen Schutz der Lederoberfläche. Die Wachse versiegeln die Lederoberfläche ohne die Atmungsaktivität zu beeinträchtigen und wirken trotzdem wasserabweisend. Zusätzlich beugen sie einer erneuten Verschmutzung vor, helles Leder ist vor Verfärbungen geschützt.

 

Befreien Sie zuerst die Lederoberflächen mit einem Staubsauger von grobem Schmutz und achten Sie dabei besonders auf Nähte und Schlitze, die sie auch mit einem Mikrofasertuch vorsichtig auswischen. Jetzt kommen spezielle Reinigungswachse zum Einsatz, die am besten mit einer Naturhaarbürste leicht ‚einmassiert‘ werden. Sie binden den Schmutz und lassen sich nach der angegebenen Einwirkzeit mit einem Mikrofasertuch wieder abnehmen. Zur Reinigung sind auch spezielle Lederseifen geeignet. Arbeiten Sie bei Fahrzeugsitzen stets nach Segmenten wie Sitzflächen oder Lehnen und reiben Sie am Ende der Reinigung die Lederflächen nochmal trocken. Tipp: Verwenden sie keine größeren Mengen Wasser zur Reinigung. Es kann zu Flecken oder Verzug des Glattleders, besonders bei Sonneneinstrahlung kommen!

Jetzt kommt die Versiegelung, eine Ledercreme, beziehungsweise ein Wachs zum Einsatz. Das Produkt wird mit einem sauberen Schwamm dünn und gleichmäßig aufgetragen, überschüssiges Wachs entfernt man mit einem sauberen Mikrofasertuch oder einen Mikrofaserhandschuh. Für eine Schnellreinigung haben sich Leder-Pflegetücher bewährt, die in einem Arbeitsgang reinigen und versiegeln.

Diese Lederseife enthält Glycerin, hat rückfettenden Wirkung und beugt einer Wiederverschmutzung vor. Bild: Nigrin

Polster/Teppiche

Die Grundreinigung von Sitzpolstern und Teppichen mit einem leistungsfähigen Staubsauger ist der erste Schritt. Verwenden Sie für Ecken und Kanten einen entsprechenden Aufsatz, Hundeharre lassen sich mit einer Fusselrolle entfernen. Fußmatten können außerhalb des Fahrzeugs separat gereinigt werden. Bewährt haben sich bei der professionellen Polster- und Teppichreinigung sogenannte Waschsauger. Mit diesen Geräten lassen sich warmes Wasser und ein Polsterreiniger aufbringen und gleichzeitig wieder absaugen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Sind die Verschmutzungen hartnäckiger kommen Impulsreinigungspistolen zum Einsatz, die Wasser und Reinigungsmittel unter Druck zerstäuben und den Schmutz lösen. Achtung: Setzen Sie das Gerät mit Vorsicht und Achtsamkeit ein und tragen Sie dabei eine Schutzmaske, da sich feinste Partikel des Reinigers in der Luft ansammeln. Für lokale Verschmutzungen hat sich immer noch die gute alte Bürste zusammen mit einem Polsterreiniger, den man entsprechend homogen aufbringt und einwirken lässt, bewährt. Ein Druckpumpzerstäuber erleichtert zusätzlich die Arbeit. Am Ende der Bearbeitung ist es wichtig verbliebene Rückstände beziehungsweise Feuchtigkeit mit einem sauberen Tuch abzunehmen.

Kunststoff-/Oberflächen

Kunststoffoberflächen der Cockpitverkleidung, der Mittelkonsole oder Kunstlederbezüge altern ebenso, verblassen, verspröden und werden rissig. Temperaturunterschiede und UV-Licht tun ihr Übriges. Zur Reinigung und Auffrischung der Oberflächen empfiehlt sich der Einsatz von schonenden Reinigern mit auffrischender Wirkung. Richard Hanauer, Produktmanager bei Sonax verweist auf die richtige Einwirkzeit des Reinigers. Für den hauseigenen Autoinnenreiniger wird zirka eine Minute empfohlen. „Man sollte vermeiden, dass die reinigenden Wirkstoffe dauerhaft auf den Oberflächen verbleiben, damit diese nicht angegriffen werden.“ Bringen Sie den Kunststoffreiniger mit einem Mikrofasertuch homogen auf und ‚polieren‘ sie die Flächen sauber. Den Vorgang kann man je nach Verschmutzungsgrad wiederholen. Zur Reinigung von Armaturengläser, Scheiben, Lenkräder oder Pedalen eignen sich diese Produkte nicht. Hier empfehlen wir Scheibenreiniger (Reinigungstücher) beziehungsweise warmes Wasser und einfaches Spülmittel. Zahlreiche Oldtimer verfügen über ein Cockpit inklusive Handschuhfachdeckel aus Metall. Hier empfiehlt sich eine milder Lackreiniger und eine sanfte Politur. Vorsicht: Verwenden Sie dabei keine aggressiven, abrasiv-wirkenden Produkte oder Schwämme, sie können die Lackoberfläche beschädigen!

„Reinigenden Wirkstoffe sollten nicht dauerhaft auf den Oberflächen verbleiben, Rückstände müssen entsprechend entfernt werden.“

 

Richard Hanauer
Diplom-Ingenieur für technische Chemie und Sonax Produktmanager International

Bild: Sonax

Hygiene und Desinfektion

Das Thema Hygiene ist seit Monaten auch für Betreiber von Kfz-Werkstätten von besonderer Bedeutung. Zur Desinfektion von Fahrzeugen kommen handelsübliche Produkte zum Einsatz. Zur gezielten, manuellen Reinigung von Oberflächen im Fahrzeuginnenraum, teils unter Kraftaufwendung, sind jedoch Desinfektionsmittel nicht geeignet. Sie enthalten viel Alkohol und können speziell bereits gealterte Oberflächen beschädigen. So rät auch Hanauer, vom Einsatz von Desinfektionsmitteln bei der Innenraumreinigung ab. Er folgt vielmehr den Haushalts-Empfehlungen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZGA), die davon ausgeht, dass handelsübliche Reiniger mehr als 90 Prozent der Oberflächenkeime entfernen können. Doch Achtung! Innenraum-Reiniger sind keine Desinfektionsprodukte. Die persönliche Hygiene bei der Arbeit spielt also auch hier eine große Rolle. So ist regelmäßiges Händewaschen, desinfizieren und gegebenenfalls das Tragen von Schutzhandschuhen auch bei der Arbeit unerlässlich.

Zeit und Wert

Für die Oldtimerpflege muss man entsprechend Zeit einplanen. Sie müssen umsichtig vorgehen. Testen Sie ein Produkt erstmal an einer nicht sichtbaren Stelle und achten Sie auf jeden Fall auf die empfohlene Einwirkzeit. Milde Produkte auf Naturbasis sind der ‚chemischen Keule‘ vorzuziehen. Machen Sie sich bewusst, dass sie an einem meistens schwer ersetzbaren und bisweilen wertvollen Fahrzeug arbeiten, das für Ihren Werkstattkunden einen hohen ideellen Wert hat. Unser Tipp: Bevor Sie einem Oldtimer ‚ans Leder gehen‘, protokollieren Sie den Ist-Zustand in Text und Bild. So vermeiden Sie spätere Reklamationen und womöglich eine Menge Ärger.  Und im Übrigen: Es geht nichts über den ureigenen Oldtimergeruch – vermeiden Sie also den Einsatz von parfümierten Reinigungsprodukten!

Beitrag: Georg Blenk

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