Recruiting und Mitarbeiterbindung: Im Interview mit Robert Wilhelm
Geeignete, zuverlässige und treue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden, stellt in vielen Branchen heutzutage eine große Herausforderung dar – so auch in der Kfz-Branche.
Zu genau diesem Thema haben wir Robert Wilhelm, Inhaber der Wilhelm Kfz-Meisterwerkstatt in Fulda, interviewt: Der Kfz-Meister hat sich vor ca. zwei Jahren mit seiner eigenen Kfz-Meisterwerkstatt selbstständig gemacht und es geschafft, während der Corona-Pandemie eine erfolgreiche Kfz-Meisterwerkstatt von der Pike auf aufzubauen. Der Werkstattinhaber berichtet aktuell von einem starken Anstieg der Kundenzahl und befindet sich gemeinsam mit seinem Team auf Wachstumskurs. Dabei positioniert sich Robert Wilhelm eigenen Aussagen zufolge mit seiner Werkstatt zwischen »Schrauberhöhle« und »Vertragswerkstatt«. Worauf Robert Wilhelm im Bereich Mitarbeitersuche, -bindung und -zufriedenheit Wert legt und was seine Erfolgsfaktoren sind, erfahren Sie im folgenden Ausschnitt des Interviews. Klicken Sie hier für das gesamte Interview mit Robert Wilhelm.
Stephan Hartmann, WM SE:
Viele Werkstätten stehen aktuell vor dem Problem, geeignete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden. Bist du aktuell auf Mitarbeitersuche und vor welchen Herausforderungen stehst du dabei?
Robert Wilhelm:
Da wir in der vergangenen Zeit viele neue Kundinnen und Kunden dazu gewinnen konnten, suche ich aktuell Verstärkung für mein Team. Hier sind wir einer Abwanderung vieler Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in die Industrie ausgesetzt. Eine weitere Herausforderung ist es für uns, potenziellen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gerade in den aktuellen Zeiten, in denen eine Krise die nächste jagt, Zukunftssicherheit und -perspektive zu vermitteln. Des Weiteren ist es eine besondere Aufgabe für uns die optimale Balance zwischen den Vorstellungen der Bewerberinnen und Bewerber und unserer Vorstellung zu finden. Ich habe das Gefühl, dass viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Bewerberinnen und Bewerber heutzutage eher konfliktscheu sind und ihre Vorstellungen nicht klar kommunizieren.
Stephan Hartmann:
Welche Kanäle nutzt du, um deine Visionen sowie Perspektiven aufzuzeigen und potenzielle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter anzusprechen?
Robert Wilhelm:
Wir nutzen den WhatsApp Status sowie Instagram Stories und Reels. Insbesondere Reels sind sehr spannend, da wir hier auch User erreichen können, die nicht direkt zu unseren Followern gehören. Reels sind Kurzvideos, die den Usern regions- und interessenspezifisch angezeigt werden. Der Algorithmus lernt unter anderem, was die jeweiligen Nutzerinnen und Nutzer interessiert und spielt so gezielt Content aus. Videos, die ein User interessant findet, werden permanent nacheinander, quasi in Dauerschleife, abgespielt und halten diesen so auf der App. Dies führt dazu, dass User, die beispielsweise Interesse für Autos in Fulda zeigen, nach einer gewissen Zeit auch auf unsere Videos stoßen. Das funktioniert sozusagen ganz von alleine. Wir müssen eigentlich nichts anderes machen, als Videos zu produzieren und zu posten. Und das ganz ohne Kosten.
Diese Funktion kann man ganz einfach im Bereich der Jobsuche für sich nutzen und sich so bei der relevanten Zielgruppe platzieren. Denn so kann man, auch wenn jemand nicht direkt auf Jobsuche ist, einen Nadelstich setzen und potenziellen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Jobperspektiven in unserer Werkstatt aufzeigen. So animiert man im besten Fall dazu, dass jemand aktiv nach einem Job sucht und den Weg zu uns findet.
Stephan Hartmann:
Robert, du berichtest ja, dass du aktuell auf der Mitarbeitersuche bist. Ist man deiner Meinung nach heute eher in der Situation, dass man sich als Arbeitgeber/-in selbst die Bewerberinnen und Bewerber aussucht oder diese sich den/die Arbeitgeber/-in aussuchen?
Robert Wilhelm:
Teils, teils, denn man kommt ja als Arbeitgeber/- in und Arbeitnehmer/-in, wenn man zwei starke Persönlichkeiten hat, nur zusammen, wenn es für beide Parteien passt. Es ist aber heutzutage wirklich schwierig, tatsächlich geeignete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden, bei denen sich die Vorstellungen mit unseren decken. Ich würde behaupten, dass der Mythos des Fachkräftemangels so in unserer Branche nicht direkt existiert. Es ist eher das Problem, dass es zu wenig Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gibt, die das Geld, was sie verdienen, tatsächlich wert sind. Beispielsweise sind von der Ausbildung auch aufgrund des Lehrplans bestimmt 1,5 Jahre vollkommen ineffizient. Viele bleiben auch gar nicht so lange im Beruf und wandern zur Industrie ab. Es benötigt aber eine gewisse Berufserfahrung in dem Bereich bis man sein verdientes Geld wirklich wert ist. Was viele Werkstätten aber nicht wissen, ist, dass das Geld durch die guten Mechanikerinnen und Mechaniker verdient wird.
Es kommt also darauf an, in seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu investieren, sodass diese echten Mehrwert schaffen. Wenn die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter merken, dass man gemeinsam etwas erreichen kann und der/die Chef/-in Gewinne auch weitergibt, dann schafft man Gemeinschaft.
Um Robert Bosch zu zitieren: „Ich zahle nicht gute Löhne, weil ich viel Geld habe, sondern ich habe viel Geld, weil ich gute Löhne bezahle“.
Selbstvertrauen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stärken!
Manche Werkstätten machen genau das falsch und halten ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bewusst »klein«. Dadurch fehlt es vielen teilweise an Selbstvertrauen in sich und die eigene Arbeit. Bestes Beispiel: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die in Vertragswerkstätten gelernt und immer mit denselben Marken gearbeitet haben, trauen sich nicht, in einer freien Werkstatt auch etwas anderes zu machen. Aber, dass ein Auto immer aus vier Rädern besteht und immer gleich funktioniert, muss man ihnen erstmal vermitteln.
Durchhaltevermögen zahlt sich aus!
Wenn man aber so lange in dem Beruf geblieben ist, dass man fünf oder sechs Jahre Berufserfahrung vorzuweisen hat, kann man als Kfz-Mechanikerin und Mechaniker auch mehr Geld als in der Industrie verdienen. Viele haben nicht das Durchhaltevermögen bis dahin zu bleiben. Das ist dann die Spirale in der wir letztendlich vom Fachkräftemangel sprechen, denn theoretisch haben wir die Leute – wir haben sie nur zu früh verloren.
Stephan Hartmann:
Robert, du hast eine ganz klare Vision, in deine Leute zu investieren und dir am Ende des Tages ein tolles Team aufzubauen. Was bietest du deinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern darüber hinaus, damit sie gemeinsam mit dir diesen Weg gehen?
Robert Wilhelm:
Zum einen bieten wir unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine sehr gute betriebliche Altersvorsorge. Darüber hinaus legen wir viel Wert aufs Team und unternehmen viel zusammen, wie beispielsweise gemeinsame Freizeitaktivitäten oder essen gehen. So wächst man zusammen. Ich möchte, dass man auch über die Arbeit hinaus zusammenhält, sich gegenseitig unterstützt und aufeinander Verlass ist. Dieses Team-Building, dieses Miteinander ist etwas, das man nicht in Zahlen messen kann. Das muss man fühlen, vor Ort sehen und letztendlich für sich selber entscheiden, ob es einem das wert ist. Die meiste Zeit unseres Tages verbringen wir aktiv auf der Arbeit. Genau deswegen ist es so wichtig, dass es Spaß macht und man in gewisser Weise auch Halt bekommt. Sonst macht das keiner ein Leben lang.
Stephan Hartmann:
Gehst du damit offensiv in die Werbung für dich?
Robert Wilhelm:
Das mache ich nicht – dabei ist eine gewisse Reichweite von Nachteil. Denn man macht das Ganze so für viele verschiedene Leute attraktiv, was einem am Ende des Tages auch Zeit rauben kann, in der man nicht produktiv ist. Man erhält zum Beispiel viele Bewerbungen von Leuten, die gerne etwas hätten, was ihnen nicht geboten werden kann, was wiederum mit Unzufriedenheit einhergeht – besonders in den sozialen Netzwerken. Unzufriedene Leute brauchen wir nicht. Deshalb geht vieles auch über Mundpropaganda. Man fragt Leute in der Branche, die man kennt. Aus der Erfahrung steht die Ausfallquote nicht im Verhältnis zu der Zeit, die investiert werden muss.
Stephan Hartmann:
Glaubst du, dass sich der Arbeitsmarkt in den Kfz-Werkstätten auch in Zukunft verändern wird z.B. in Sachen Arbeitszeitmodelle?
Robert Wilhelm:
Im Bereich Lohn ist es beispielsweise davon abhängig, ob man einen festen Monatslohn oder nach Projekten bezahlt. Die Bezahlung nach Projekten machen bereits einige Unternehmen in der Industrie oder Start-Ups. Wenn ich jetzt zum Beispiel einen Monteur (oder Monteurin) habe, der eine bestimmte Reparatur an einem Fahrzeug in der Hälfte der Zeit eines anderen Monteurs (bzw. Monteurin) erledigt, erhalten beide im Festgehalt den gleichen Lohn. Bei der Bezahlung nach Projekten handelt es sich tatsächlich um leistungsgerechte Bezahlung. Da gibt es ja die einfache Gleichung: Leistung = Arbeit x Zeit.
Homeoffice funktioniert natürlich in unserem Bereich nicht und feste Arbeitszeiten sind gut, um auf Dauer planen und das Werkstattbuch führen zu können. Man könnte aber eine Art Schichtsystem einführen oder so wie wir es machen, a-zyklisch von 9 bis 18 Uhr arbeiten. Das ist beispielsweise für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vorteilhaft, da diese hier Zeit sparen, weil sie nicht in den Berufsverkehr gelangen. Jeden Tag wird eine halbe Stunde für den Arbeitsweg gespart, in einer Woche sind es schon 2,5 Stunden und pro Monat 10 Stunden, die man mehr an Lebenszeit hat. Allerdings nur unter der Voraussetzung, dass sie damit klarkommen erst abends nach 18 Uhr zu Hause zu sein und folglich auch weniger Zeit für ihre Freizeit haben.
Stephan Hartmann:
Wärst du flexibel bzw. bereit dafür, verschiedene Arbeitsmodelle für deine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und deren Bedürfnisse zu entwickeln oder sollte das deiner Meinung nach immer einheitlich gehandhabt werden?
Robert Wilhelm:
Dafür bin ich auf jeden Fall offen, aber es kommt natürlich auf die Person an. Hierbei spielt das Vertrauen eine bedeutende Rolle. Wenn jemand aus dem Team beispielsweise nachts arbeiten möchte, kann er/sie gerne tagsüber frei haben, solange die Vertrauensbasis stimmt. Es muss einfach für beide Seiten passen. Das ist genau das, was ich immer sage, Arbeitnehmer/-in und Arbeitgeber/-in sollten sich zusammensetzen und sich über ihre Ansprüche austauschen und schlussendlich einen Vertrag aushandeln, der für beide Parteien passt. Das ist meiner Meinung nach der richtige Weg. Allerdings haben viele Leute inzwischen nicht den Mut dazu, das zu fordern, was sie möchten. Diese Courage wurde den Menschen auch durch das Internet und die dortige Anonymität abgenommen.
Stephan Hartmann:
Wie sieht es mit der Außengestaltung deiner Werkstatt aus, braucht deine Werkstatt eine besondere Ausstattung, um nach außen attraktiv zu wirken?
Robert Wilhelm:
Meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen sich auf der Arbeit, wo sie die meiste Zeit ihres Tages verbringen, wohlfühlen. Das startet bei den Kolleginnen und Kollegen und geht weiter mit dem Werkzeug. Wir arbeiten deshalb mit Spezialwerkzeug, welches zum Beispiel auch eine hohe Sicherheit mit sich bringt. Hier spielt auch die Führung und die Wertschätzung, die den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern entgegen gebracht wird sowie die Priorisierung der Arbeitssicherheit und die Unversehrtheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine wichtige Rolle. Generell transportieren wir nach außen, dass wir in die Zukunft investieren, produktiver werden und schließlich motiviert sind, einen besseren Arbeitsplatz zu schaffen. Dabei spielt natürlich auch die Optik, das Licht und das Werkzeug eine bedeutende Rolle. Wenn man Geld in die Hand nimmt und investiert, kann daraus irgendwann auch geschöpft werden. Die meisten wollen aber eher mit wenig Einsatz viel verdienen, was auf Dauer nicht funktioniert. Ohne qualitatives Werkzeug kann heute keine hochwertige Arbeit mehr angeboten werden.
Stephan Hartmann:
Warum hast du dich als Markenbotschafter für monochrom entschieden? Spielt Marke bei dir eine wichtige Rolle?
Robert Wilhelm:
Ich hatte meine Grundausstattung damals schon intuitiv in einer bestimmten Farbe (Galaxy Gray) gekauft. Diese hatte monochrom damals noch nicht angeboten. Als ich dann aber von der monochrom Kampagne erfahren hatte, war ich davon schnell überzeugt, da ich viel Wert auf eine einheitliche Farbe und hochwertige Optik lege. Für mich persönlich spielt eine Marke als Statussymbol gar keine Rolle. Funktionalität und Qualität ist meiner Meinung nach ausschlaggebend. Wenn ich etwas kaufe, möchte ich davon auch lange etwas haben. Da gebe ich lieber etwas mehr Geld für etwas aus, was zuverlässig funktioniert und einen guten Kundenservice bietet. Es nützt mir nichts, wenn eine Hebebühne eine Woche lang ausfällt. Der Verlust ist dann viel größer, als wenn ich beim Kauf etwas mehr Geld für eine Hebebühne ausgebe.
Stefan Hartmann:
Wie stehst du zu Trends? Machst du jeden aktuellen Trend auf Social Media mit?
Robert Wilhelm:
Bisher habe ich noch keinen Trend mitgemacht. Das, was ich mache, mache ich nach eigenem Ermessen. So wie ich es eben als richtig empfinde. Das kam bisher auch immer gut an. Ich habe da meine klare Linie, die meine Kundinnen und Kunden sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu schätzen wissen. Sobald ich eine Chance sehe, nutze ich diese natürlich, solange sie sinnvoll ist und mir einen Mehrwert bietet.
Stefan Hartmann:
Robert, eine letzte Frage noch: Was sind deiner Meinung nach zusammenfassend die 5 Erfolgsfaktoren im Bereich Mitarbeitersuche/ Bindung?
Die 5 wichtigsten Erfolgsfaktoren im Bereich Recruiting für Robert Wilhelm:
1. Persönlichkeit des Inhabers/der Inhaberin: |
Es kommt stark auf die Führung an. Es braucht eine klare Linie. Die Führungskraft sorgt dafür, dass genügend Arbeit und insbesondere die vertraglich vereinbarte Arbeit vorhanden ist. Dies geht eng mit Krisensicherheit einher. |
2. Das Image/der Ruf des Unternehmens: | Wie die Werkstatt in der Außenwirkung wahrgenommen wird und identifiziere ich mich als Mitarbeiter/-in gerne mit meinem/meiner Arbeitgeber/-in. |
3. Das Miteinander: | Ist eng mit der Arbeitszufriedenheit verknüpft. Hierunter fasst Robert Wilhelm zum Beispiel, dass man gerne mit den Kolleginnen und Kollegen zusammenarbeitet und sich freut, diese zu sehen. |
4. Gehalt und Vergütung: | Sollte beide Seiten zufriedenstellen. |
5. Zukunftsperspektive: | Fortbildungsmaßnahmen, Wachstum der Firma. »Gemeinsam etwas zu bewirken«, wirkt sich positiv auf die Motivation aus. |
Beitrag: WM SE
NEWSLETTER
Melden Sie sich für unseren monatlichen Newsletter an: