Bei diesem Schadensbild muss die Windschutzscheibe getauscht werden. Bild: Georg Blenk, Krafthand Medien

Bei diesem Schadensbild muss die Windschutzscheibe getauscht werden. Bild: Georg Blenk, Krafthand Medien

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REPARATUR VON FAHRZEUGSCHEIBEN - ALLES IM BLICK?

Allein 2,149 Millionen Teilkaskoschäden bei Pkw durch Glasbruch meldete der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft im Jahr 2017. Ein enormer Markt. Doch der Scheibentausch wird immer aufwändiger. Eine Alternative ist die Scheibenreparatur, vorausgesetzt sie ist zulässig. Was Sie beim Glasservice im Blick haben müssen, klären wir nachfolgend.

Die Reparatur eines Steinschlags ist nur dann zulässig, wenn sich die Schadensstelle nicht im Sichtfeld des Fahrzeuglenkers befindet. Der Schadensradius darf nicht größer als 5mm, die Folio zwischen den Scheiben nicht verletzt sein. Auch am Rand der Windschutzscheibe (100mm Abstand) dürfen keine Reparaturen vorgenommen werden. In rund 70 Prozent der Fälle, so Experten, ist der Schaden jedoch nicht mehr reparabel, die Windschutzscheibe muss ausgetauscht werden. Dies zieht einen erheblichen Mehraufwand nach sich.

Bei diesem Schadensbild muss die Windschutzscheibe getauscht werden. Bild: Georg Blenk, Krafthand Medien

Demontage, Montage

Die Pkw-Hersteller setzen aus optischen und aerodynamischen Gründen auf immer kleinere Spaltmaße. Die Frontscheibe dient als konstruktives sowie als Design-Element des Gesamtfahrzeugs. Beim Austrennen der defekten Scheibe ist höchste Sorgfalt geboten, um die A-Säule oder die Dachkante nicht zu beschädigen. Bewährt haben sich Austrennsysteme mit Arbeitsbrücke und Ratschen-Bedienung, die mit Hilfe einer reißfesten Trennschnur oder einen feinen Schneiddraht die alte Klebewulst durchtrennen. Das Austrennen per Hand und Zugdraht setzt viel Fingerspitzengefühl und Erfahrung voraus.

Die Montage und das Einkleben der neuen Scheibe erfordert neben peinlicher Sauberkeit, ebenfalls höchste Präzision. Bereits kleinste Maß-Abweichungen können später zur Fehlfunktion von Fahrerassistenzsystemen führen. Mögliche Windgeräusche sind da eher das geringere Übel. Aus diesem Grund müssen die Klebstoffmenge und die Raupenhöhe exakt stimmen. Um einen homogenen Klebstoffauftrag zu gewährleisten, kommen am besten akkubetriebene Kartuschen-Pistolen zum Einsatz. Bei der Verwendung von Primer und Aktivatoren muss für eine entsprechende Belüftung gesorgt werden. Hinzu kommt die strikte Einhaltung der vorgeschriebenen Aushärtezeit und der Verarbeitungstemperatur des Klebstoffs. Vorher darf das Fahrzeug, beispielsweise zur Kalibrierfahrt der Sensorik, nicht bewegt werden. Tipp: Die Demontage und Montage einer Frontscheibe sollte immer zu zweit erfolgen!

Sensoren, Kameras, Kalibrierung

Regen-, Licht- oder Lidar-Sensoren sowie Kamerasysteme sind hinter der Windschutzscheibe im Sockel des Rückspiegels angebracht. Achten Sie deshalb auf die Bestellung der korrekten Frontscheibe, stimmen Glastönung, Glasstärke, Sockel?  Regen-/Lichtsensoren müssen teilweise mit Gel oder einem Gel-Pad in den Sockel eingeklebt werden. Radar-/Lidarsensoren und Kamerasysteme werden zusammen mit dem Fuß des Rückspiegels montiert. Um die korrekte Funktion der Systeme zu gewährleisten schreiben die Fahrzeughersteller eine Initialisierung beziehungsweise einen Kalibriervorgang vor. Dies geschieht entweder statisch, mittels Diagnosetester beziehungsweise Kalibiertafeln, oder je nach Sensorik und Kamerasystem dynamisch, ebenfalls mittels Tester, während einer Kalibrierfahrt. Die tatsächliche Vorgehensweise entnehmen Sie bitte den entsprechenden Herstellervorgaben.

Sockel zur Aufnahme des Rückspiegels beziehungsweise von Sensoren und Kameras. Bild: Georg Blenk, Krafthand Medien

Kostenfrage

Die Kosten einer Steinschlag-Reparatur oder des Scheibenaustauschs übernehmen meistens die Teilkasko-Versicherer. Es kommt jedoch tatsächlich auf den Vertrag und die Versicherung an. Zahlreiche Versicherungen, haben aufgrund der hohen Anzahl an Schadensfällen sowie der enorm gestiegenen Kosten, bei der Kostenübernahme zurückgerudert. Beim Austausch der Scheibe wird auf jeden Fall die Selbstbeteiligung fällig.

Blicken Sie wirklich durch?

Wer einen professionellen Autoglas-Service anbieten möchte, muss über profundes Fachwissen verfügen. Neben der Scheibenreparatur und dem Austausch müssen, sind tiefgreifende Kenntnisse zu Umfeld-orientierten Fahrerassistenzsystemen, der Initialisierung und Kalibrierung erforderlich. Hinzu kommt das nötige Equipment wie Austrennsysteme, geeignete Klebstoffe sowie Kalibriertafeln und (Achs-) Messtechnik. Unsere Außendienstmitarbeiter beraten Sie gerne. Im Katalog ‚Trainings+Workshops 2019‘ finden Sie geeignete Schulungsangebote. Entsprechende Fachliteratur bieten einige Fachverlage an.

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Beitrag: Georg Blenk, Krafthand Medien

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