Drehmomentschlüssel kommen täglich mehrmals zum Einsatz, erfüllen unterschiedliche Montageaufgaben und sind im Werkstattbetrieb unverzichtbar. Bild: Rudolf Guranti, Krafthand Medien GmbH

Drehmomentschlüssel kommen täglich mehrmals zum Einsatz, erfüllen unterschiedliche Montageaufgaben und sind im Werkstattbetrieb unverzichtbar. Bild: Rudolf Guranti, Krafthand Medien GmbH

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Richtig angezogen? Die Wartung und Pflege von Drehmomentschlüsseln

Drehmomentschlüssel sind sensible Präzisionswerkzeuge. Sie müssen stets exakt funktionieren um die Arbeitsqualität und Bauteilsicherheit zu gewährleisten. Umso pfleglicher sollte man damit umgehen. Wir klären auf was Sie achten müssen.

 

Drehmomentschlüssel kommen im Kfz-Betrieb täglich zum Einsatz, sei es zum korrekten Anziehen der Radschrauben, zur Montage von Anhängekupplungen oder auch des Ventildeckels. Es ließen sich zahllose weitere Beispiele nennen. Noch sensibler wird es bei thermisch hochbelasteten Motor- und Getriebekomponenten wie Ölwannen-, Lagerdeckel- oder Zylinderkopfschrauben. Hier kommt das Drehwinkel-gesteuerte Anzugsverfahren zum Einsatz – ein Drehmomentschlüssel wird um eine Drehwinkelfunktion ergänzt. Dies geschieht entweder durch eine manuelle Drehwinkelscheibe oder einen digitalen Drehmomentschlüssel, der die Drehwinkelfunktion beinhaltet. So kann die Vorspannkraft durch plastische Längung um rund 25-30 Prozent, über die Streckgrenze der Schraube hinaus, gegenüber dem klassischen Drehmoment-Verfahren, erhöht werden. Eine homogenere und dauerhaftere Kraftverteilung ist die Folge. Voraussetzung bei beiden Anwendungen ist immer ein exakt funktionierender Drehmomentschlüssel und natürlich die Einhaltung der richtigen Anzugswerte sowie der korrekten Anzugsreihenfolge.

Die Kalibrierung von Drehmomentwerkzeugen

Die regelmäßige Kalibrierung von Drehmoment-Werkzeugen ist nicht gesetzlich vorgeschrieben. Spezialisten von Sachverständigen-Organisationen oder Hersteller von Drehmomentschlüsseln empfehlen jedoch eine Kalibrierung alle 5.000 Anwendungen oder mindestens einmal im Jahr (DIN EN ISO 6789). Einige Fahrzeughersteller und Importeure schreiben Ihren Marken-Betrieben diese Vorgehensweise, teilweise sogar halbjährlich, vor. Freie Kfz-Betriebe sollten ebenfalls darauf achten, dass ihre Drehmomentwerkzeuge stets richtig und genau funktionieren. So erreichen selbst kleine Werkstattbetriebe einen Wert von 5.000 Anwendungen oder ‚Klicks‘ (haptisch bei der Kurzwegauslösung und akustisch durch das Knickelement) relativ schnell. Geht man von fünf Verschraubungen pro Rad aus, ist nach 250 Radwechseln der Wert bereits erreicht und dabei kommt der Drehmomentschlüssel nur bei der Radmontage zum Einsatz. „Die Re-Kalibrierfrist hängt unter anderem von der angestrebten Genauigkeit und von der Einsatzhäufigkeit des Werkzeuges ab. Jeder Anwender ist selbst für die Festlegung einer geeigneten Re-Kalibrierfrist verantwortlich“, so Dr. Frank Strehle, Leiter Akkreditiertes Kalibrierlabor der DEKRA Automobil GmbH. Grundsätzlich gelte ‚Quality first‘. Im Übrigen haben laut DEKRA Erfahrungen gezeigt, dass bis zu drei Viertel aller Drehmomentwerkzeuge bei der Erstprüfung außerhalb der Toleranz liegen.

Seit Anfang 2017 existiert mit der DIN ISO 6789 (V2017) eine neue Norm für Drehmoment-Werkzeuge. Sie beinhaltet einen überarbeiteten Messprozess. Bei der alten Norm, aus dem Jahr 2003, mussten die Prüfer die Kalibrierung bei 20 Prozent des maximalen Skalenwerts durchführen. Die neue Prüfprozedur verwendet nun als geringsten Kalibrierwert den niedrigsten Skalenwert des Drehmomentschlüssels. Zusätzlich muss die Kalibriereinrichtung jetzt viermal genauer sein als das zu kalibrierende Werkzeug. Das bedeutet: Hat der Drehmomentschlüssel eine Genauigkeit von ± 4 Prozent, darf die Kalibriereinrichtung maximal eine Abweichung von ± 1 Prozent aufweisen. Alle Qualitäts-Drehmomentwerkzeuge sollten heute diese Norm erfüllen – achten Sie also darauf!

Wer darf Kalibrieren?

Einen (mobilen) Drehmomentservice inklusive Prüfung und Re-Kalibrierung nach DIN ISO 6789 (1, 2-2017) und DAkkS-Norm bieten Sachverständigen-Organisationen wie die DEKRA oder die GTÜ sowie alle namhaften Werkzeughersteller an. Beispielsweise hält die Firma Hazet die sogenannte ‚Wartungs-Service-Box‘ vor. Nach kostenfreier Rücksendung des Drehmomentschlüssels in der eigenen Verpackung justiert und kalibriert Hazet den Drehmomentschlüssel und sendet ihn inklusive Prüfplakette und Zertifikat wieder zurück. Der Service beinhaltet auch die teils kostenfreie Reparatur der innenliegenden Mechanik und der Skalenanzeigen. Andere Hersteller bieten ähnliche Services.

Möchten Sie als Kfz-Profi auf Nummer sicher gehen und selbst regelmäßig einen Genauigkeitscheck bei Ihren Drehmomentwerkzeugen durchführen, bietet sich die Investition in ein eigenes Prüfgerät an. Markengeräte sind ebenso präzise und verfügen über die geforderte Anzeigeabweichung von ± 1 Prozent. Auch die Nachjustage über entsprechende Justierschrauben ist theoretisch bei Markenwerkzeugen möglich, sollte aber nicht selbst vorgenommen werden. Die offizielle Kalibrierung durch einen autorisierten Kalibrierdienst ersetzt den Check durch ein eigenes Prüfgerät nicht!

Drehmomentschlüssel-Prüfgerät für Werkstattbetriebe, inklusive mitlaufender Anzeige und Knickpunkterkennung. Bild: Hazet

Tipps zur Handhabung

Auch die korrekte Handhabung eines Drehmomentschlüssels spielt eine Rolle um die Genauigkeit zu gewährleisen und aufrecht zu erhalten. So verändert sich beispielsweise die Hebelwirkung, je nachdem wo man die Hand an den Griff ansetzt. Die Folge: Die Anzugswerte stimmen nicht mehr exakt. Viele Drehmomentwerkzeuge verfügen deshalb über eine entsprechende Markierung am Griff. Achten Sie auch auf die Verriegelung des Drehmomentgriffs nach dem Einstellen des Skalenwerts. Tipp: Auf keinen Fall sollte man den Drehmomentschlüssel zum Öffnen von Schraubverbindungen verwenden oder ihn gar mit einem Stahlrohr zum einfacheren Anziehen ‚verlängern‘! Ebenso gilt es, pfleglich mit den sensiblen Werkzeugen umzugehen, sie stets sorgsam und sicher abzulegen und vor dem Herunterfallen auf den harten Werkstattboden zu schützen. Ein nur leichter, teils unsichtbarer Verzug des Schlüsselrohres macht das Tool unbrauchbar. Früher galt es zudem, den Drehmomentschlüssel nach jedem Arbeitsgang wieder auf Nullstellung zu bringen um die Mechanik im Innern des Schlüssels zu entlasten. Dies ist bei modernen Werkzeugen heute meist nicht mehr notwendig. Beachten Sie hierzu aber auf jeden Fall die Herstellerangaben!

Beitrag: Georg Blenk, Krafthand Medien

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