Oberflächenbehandlung im Kfz-Betrieb – Schleifen was das Zeug hält.
Oberflächenbehandlung im Kfz-Betrieb – Schleifen was das Zeug hält. Bild: Georg Blenk, Krafthand Medien

Oberflächenbehandlung im Kfz-Betrieb – Schleifen was das Zeug hält. Bild: Georg Blenk, Krafthand Medien

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SAUBERER ABGETRAGEN? WISSENSWERTES ZUM THEMA SCHLEIFEN UND POLIEREN

Eine Grundausstattung an Schleif- und Poliermitteln gehört in jede Kfz-Werkstatt. Geschliffen wird beim Bremsenservice, bei Arbeiten an der Karosserie oder bei der Restaurierung von Old- und Youngtimern. Eine professionelle Fahrzeugpolitur wertet Fahrzeuge auf und versiegelt den Lack. Wir liefern nachfolgend einige Grundlagen, Anregungen und Tipps zum Thema Schleifen und Polieren.

Schleifmittel en masse!

Welcher Kfz-Profi hat sich noch nicht über ein Schleifmittel geärgert? Es hat nicht die gewünschten Ergebnisse geliefert oder war einfach sehr rasch wirkungslos? Sehr schnell ist beim falschen Produkt die teure Packung aufgebraucht. Beratung tut Not! Kein Wunder, es gibt Schleifscheiben, Schruppscheiben, Fächerschleifscheiben, Vliesscheiben, Lamellenbürsten, Schleifbürsten, Handschleifpapier, in Bögen oder als Meterware. Die Liste ließe sich endlos weiter fortführen. Zugrunde liegen unterschiedliche Anforderungen und Aufgaben sowie der Einsatz unterschiedlicher Maschinen sowie der feine Schliff und das Finish von Hand. Hinzu kommen diverse Polierprodukte, meist in Form von Pasten mit passenden Poliertellern. Eines haben alle Produkte gemeinsam: Sie wirken mehr oder weniger abrassiv, also abtragend. Ausschlaggebend für den Erfolg der Arbeit ist also das richtige Schleifmittel, die korrekte Körnung, die richtige Maschine und Handhabung. Qualitätsprodukte verhindern zu viel Abrieb, ein vorzeitiges Verschleißen, Zusetzen, ein Schmieren oder übermäßiges Erhitzen.

Bestandteile der Klassiker

Schleifpapier oder Schleifscheiben bestehen aus einem Schleifkornträger, der unterschiedlich stark und aus verschiedensten (Verbund-) Materialien ausgeführt sein kann. Danach folgt ein Grundbindemittel. Es fixiert das eigentliche Schleifmittel (meist Keramikkörner) auf dem Schleifkornträger. Um die Schleifkörner untereinander zu verbinden, folgt ein Deckbinder. Als Grund- und Deckbinder kommen Hautleime und Kunstharze zum Einsatz. Moderne Schleifscheiben werden mit einem Klettsystem auf dem Schleifteller fixiert. Bei Fächerschleifscheiben sind die einzelnen Schleiffächer auf einem Polyesterträger aufgeklebt. Schruppscheiben bestehen im Regelfall aus Siliziumkarbid, unterschiedlichen Korunden oder Aluminiumoxid sowie mehreren Lagen Glasfasern. Schleifvliese hingegen werden aus synthetischen Fasern hergestellt. Die Struktur ist offenporig und verhindert so ein Zusetzen. Die Schleifkörner sind in unterschiedlichen Korngrößen in den Fasern gebunden.

Poliermineralien sind für die abrassive Wirkung von Polieremulsionen und Pasten zuständig. Die Bindung der Mineralien mit Hilfe von Wachsen und Fetten sorgt für die Konsistenz und die Kühlung und Haftung beim Poliervorgang. Die Abtragsleistung kann sehr fein eingestellt werden und verringert sich je nach Produkt mit dem Einpolieren. Unterstützt werden die Produkte durch unterschiedliche Polierschwämme und Lammfellaufsätze sowie durch Finish-Produkte, die für die Konservierung und den Glanz zuständig sind.

Schleifen – mit welchem Schleifmedium?

Am häufigsten kommt in der Kfz-Werkstatt der Winkelschleifer zum Einsatz. Eine Schruppscheibe oder eine Fächerschleifscheibe eignen sich für grobe Arbeiten, wie dem ‚Putzen‘ von Schweißnähten und dem Entfernen von Schweißnasen und Zunder. Auch für das Beseitigen von Rost an Karosserie und Unterboden und die Vorbereitung für Schweißarbeiten am nackten Blech, sind Schrupp- oder Fächerschleifscheiben die erste Wahl. Zur Entfernung von oberflächlichem Rost eignen sich Vliesscheiben.

Für jede Anwendung ein spezielles Schleifmittel.
Für jede Anwendung ein spezielles Schleifmittel. Bild: Georg Blenk, Krafthand Medien

Leichter Flugrost sowie Anlauffarben nach dem Schweißen, können hingegen mit der Hand und einem Vlies entfernet werden. Bei Schleifmedien auf Schleifkornbasis ist immer die Körnung ausschlaggebend. Gemeint sind bekannte Angaben wie P40 (sehr grob) oder P2.000 (sehr fein). Dabei bedeutet beispielsweise P40, dass die verwendeten Körner gerade noch durch ein Sieb mit 40 Maschen pro Zoll durchfallen. Schleifpapiere mit feinen Körnungen wie P2.000 werden nur zusammen mit Wasser angewandt und dienen zur feinen Oberflächenbearbeitung vor dem Lackieren oder dem Entfernen von Lacknasen. Beim Schleifen gilt immer die Grundregel: Nur so viel wie nötig und so wenig wie möglich abtragen. Ein Verändern der geometrischen Form des Bauteils muss tunlichst verhindert werden!

Radnaben-Schleifteller - die Schleifscheiben sind austauschbar und halten bei korrektem Einsatz bis zu 100 Fahrzeuganwendungen durch.
Radnaben-Schleifteller - die Schleifscheiben sind austauschbar und halten bei korrektem Einsatz bis zu 100 Fahrzeuganwendungen durch. Bild: Hazet

Ein Beispiel – die Reinigung der Radnaben

Zum Standard im Kfz-Betrieb gehört die Reinigung der Radnaben (Auflage Bremsscheibe, Auflage Felge) beim Bremsenservice. Auch hier ist Schleifen angesagt. Dabei werden Fett, Bremsstaub und Rost entfernt. Radnaben-Schleifteller erleichtern diese Arbeit, ein Bremsenreiniger sorgt für fettfreie Flächen. Bei leichtem Druck ist eine maximale Drehzahl von 400-500 U/min ausreichend. Das Schleifmittel bei klassischen Radnabenschleifern ist offenporig und generiert wenig Schleifstaub. Es besteht aus einem Nylonvlies und ist mit Siliziumkarbid versetzt.

Wichtig ist eine ermüdungsfreie Arbeitshöhe. Sind nach der Reinigung Riefen und Unebenheiten auf der metallisch blanken Radnabe zu erkennen, ist eine Prüfung mit einer Messuhr notwendig. Bei Planlaufabweichungen von +/- 0,03 mm sollte die Radnabe ersetzt werden. Achtung: Einfacher Nabenschlag führt zu doppeltem Scheibenschlag (jeweils am äußeren Rand gemessen)! Tipp: ½-Zoll-Aufnahmeadapter am Radnaben-Schleifteller erleichtern die Handhabung im Werkstattalltag beim Einsatz von Akkuschraubern oder Druckluftwerkzeugen.

Vorsicht beim Polieren!

Sauberkeit ist alles! Dies gilt beim Schleifen aber vor allem beim Polieren von Lackoberflächen. Eine unzureichende Grundreinigung der Lackoberfläche vor dem Polieren und zwischen den einzelnen Poliervorgängen kann zusätzliche Schäden verursachen. Zu hohe Temperaturen, beispielsweise durch Sonneneinstrahlung vor dem Poliervorgang, bergen ebenfalls Fehlerquellen. So sind einpolierte Hologramme meist das Ergebnis einer zu hoher Oberflächentemperatur und eines zu starken Abtrags der Lackschichten. Mit Exzenter-Poliermaschinen lassen sich diese Hologramme vermeiden.

Verschiedene Polieraufsätze mit unterschiedlich feinen Strukturen optimieren zusammen mit entsprechenden Polituren stufenweise den Arbeitsvorgang.
Verschiedene Polieraufsätze mit unterschiedlich feinen Strukturen optimieren zusammen mit entsprechenden Polituren stufenweise den Arbeitsvorgang. Bild: Georg Blenk, Krafthand Medien

Durch die rotierende, exzentrische Bewegung wird weniger Hitze erzeugt und der Bildung von Hologrammen entgegengewirkt. Bei stark verwitterten Lacken ist im ersten Schritt eine Rotationspoliermaschine die richtige Wahl. Drehzahlen von 700/min bis 1.000/min reichen aus. Erst im zweiten Schritt empfiehlt sich der Einsatz einer Exzenterpoliermaschine. Im Übrigen: Qualitativ hochwertige Polituren hinterlassen keine Rückstände auf dem Lack und lassen sich leichter abpolieren, die Polierstaubentwicklung ist gering.

Beim Polieren kommt es auf Sauberkeit, exaktes Arbeiten, die richtige Poliermaschine und Politur an.
Beim Polieren kommt es auf Sauberkeit, exaktes Arbeiten, die richtige Poliermaschine und Politur an. Bild: Georg Blenk, Krafthand Medien

Am Ende steht die Sicherheit

Beim Schleifen und Polieren entstehen Lärm, Dämpfe, (feine) Metallspäne, auf jeden Fall Stäube. Aus diesem Grund sollten Sie nie auf entsprechende Sicherungsmaßnahmen verzichten! Der Schutz der Augen, ein Gehörschutz beim ‚Flexen‘ sowie entsprechende Handschuhe gehören immer dazu! Gefahren für die Atemwege können wirksam durch entsprechende Schutzmasken minimiert oder gänzlich ausgeschaltet werden.

Unser Außendienst-Team unterstützt Sie bei allen Fragen zu Schleif- und Polierprodukten, zu Rotations- und Exzenter-Schleifmaschinen sowie zur Arbeitssicherheit. Eine Übersicht zu Schleif-und Poliermitteln sowie sämtlichem Zubehör liefert der neue Blätterkatalog ‚Lackzubehör 2019‘.

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